„Code ist dann richtig, wenn er schön wird”: Autist*innen in der Softwareentwicklung

Laut dem US-amerikanischen Entwickler-Portal Developer Pitstop sind 3,7% der Softwareentwickler nach eigenen Angaben im Autismus-Spektrum. Der Anteil unter Programmierern ist damit fast viermal so hoch wie der Anteil an Autist*innen an der Allgemeinbevölkerung, der bei 1% liegt. Woher kommt diese Häufung und warum sind Autist*innen so gute Softwareentwickler*innen? Wir gehen dem Geheimnis ihres Erfolges auf den Grund und zeigen Ihnen, wie Sie davon profitieren können.

Zunächst einmal entspricht Softwareentwicklung ganz einfach den Stärken und Neigungen vieler neurodivergenter Menschen:

  • Kommunikation muss für viele Autist*innen klar und eindeutig sein. Softwareentwicklung und generell die Interaktion mit Computern basiert auf einer „wörtlichen“ Sprache, die unmissverständlich und präzise ist. So, wie eine Funktion programmiert wird, so wird sie auch ausgeliefert
  • Autist*innen denken oft außergewöhnlich logisch. Genau diese Logik und die hohen Problemlösungsfähigkeiten sind in der Softwareentwicklung gefragt
  • Sie gehen gerne strukturiert und vorausplanend vor, organisieren sich vor dem Beginn einer Aufgabe und bevorzugen klar definierte Tasks mit vorhersehbaren Ergebnissen. Auch das ist in der Softwareentwicklung gegeben
  • Sie haben die Kontrolle über ihren Computer und ihre Fortschritte, das gibt ihnen Sicherheit. Sie fühlen sich in dieser Arbeitsumgebung wohl
  • Das Lesen und Interpretieren von Codezeilen macht einen großen Teil der Softwareentwicklung aus. Diese sehr visuelle Arbeit entspricht der autistischen Funktionsweise des Gehirns; die Wahrnehmung von Autist*innen ist besonders detailorientiert bis hin zur Hyperfokussierung, die ihnen eine intensive Konzentration auf kleinste Details ermöglicht

Programmieren ist also für viele Autist*innen ein Bereich, in dem sie sich besonders wohlfühlen und in dem sie besonders brillieren können. Viele IT-Spezialisten bei auticon haben bereits in der Kindheit damit begonnen, und für viele ist es weit mehr als nur ein Job. So beschreibt es zum Beispiel unser Kollege Jürgen Schuch: Bei der Zürich Versicherung hat er tausende Zeilen von Code in nur etwa vier Monaten getestet und dokumentiert, um die Migration des kundespezifischen CRM in die Cloud zu ermöglichen. Trotz des großen Umfangs des Projekts erfüllte Jürgen Schuch seinen Anspruch, dass der Code zum Schluss in seinen Augen auch „schön“ war: sauber, selbsterklärend und perfekt strukturiert.

Vielfältig einsetzbare „Code-Künstler“

Dieses ästhetische Empfinden, die Leidenschaft, die schon fast künstlerische Herangehensweise und das besonders hohe Qualitätsbewusstsein zeichnen viele auticon-Entwickler*innen aus. Dazu kommen wie im Beispiel der Zurich Versicherung Fähigkeiten wie Detailgenauigkeit, Mustererkennung, hohe Konzentrationsfähigkeit, ein hervorragendes Gedächtnis und eine gute Fehlererkennung, die Projektleiter Stefan Kübitz voraussetze. Es war schwer, jemand Passenden zu finden – bei auticon wurde er fündig, denn unsere Spezialist*innen bringen genau diese Stärken mit.

Die Einsatzmöglichkeiten für sie sind ungemein vielfältig, denn unter ihnen sind auch hervorragende Tester, Testautomatisierer, Data Scientists oder Datenbankspezialisten. >80 % unserer gesamten Workforce haben Entwickler-Know-how.

Wir stellen Ihnen in diesem Beitrag und in weiteren Blogartikeln in den nächsten Tagen und Wochen einige unserer Kundenprojekte im Bereich Softwareentwicklung und dazu passende IT Consultants vor.

Beginnen wir mit zwei ganz unterschiedlichen Szenarien aus der Finanzbranche und dem Automobilbereich, in denen auticon-Spezialisten Kunden mit ihrer hohen Kompetenz und besonderen kognitiven Fähigkeiten begeistert haben.

„Eine neue Betrachtungsweise und spezielle analytische Fähigkeiten waren gefragt, und so kamen wir mit auticon ins Gespräch. Die Zusammenarbeit war überaus fruchtbar und zielführend.“

— Tibor Konya, Head of GSE1 Business Continuity & Intelligence, HypoVereinsbank

 

Szenario 1:

Business Continuity in besonders kritischem Bereich

Durch die eigene Art, wie autistische Gehirne Informationen verarbeiten, können sie sich sehr schnell und umfassend in die jeweilige Umgebung und Thematik einarbeiten. Bei einem auticon-Projekt für die HypoVereinsbank war das besonders wichtig, denn hier lag die Herausforderung vor allem im Verständnis der kritischen Geschäftsprozesse und einem besonders analytischen Blick darauf:

Aufgabe:

Konkret ging es um die Analyse von Massendaten im hochkritischen Business Continuity Bereich: Ausfälle und Downtimes der IT-Infrastruktur der HypoVereinsbank können zu immensen finanziellen Schäden und Imageverlust führen und müssen unbedingt vermieden werden. Die Fragestellung war, welche Maßnahmen und Ressourcen dafür nötig sind.

Lösung:

Erstes Etappenziel war die vollumfängliche Prüfung jeglicher Risikoszenarien für die HVB-Rechenzentren im Rahmen agiler Arbeitsprozesse und die Qualitätssicherung und Plausibilitätskontrolle.

In der Folge programmierten Autisten von auticon eine BIA Software, mit der das HVB-IT-Team Risikoszenarien durchspielen kann und erkennt, welche Ressourcen für ein Aufrechterhalten des Geschäftsbetriebes unbedingt nötig sind. Hier kamen die besonderen analytischen Fähigkeiten der autistischen Spezialisten voll zur Geltung, denn Business Impact Analysis (BIA) als unverzichtbarer Bestandteil von Business Continuity Management basiert auf der Annahme, dass jede Komponente in einer Organisation von der Funktion jeder anderen Komponente abhängig ist, aber einige davon verzichtbarer sind als andere. Die Programmierung des BIA Tools verlangte ein tiefes Verständnis dieser organisatorischen Zusammenhänge und Abhängigkeiten und ausgeprägte Entwicklerfähigkeiten, um eine Analyse genau dieser Wechselbeziehungen abzubilden.

Die komplette Case Study über dieses Projekt finden Sie hier.

Szenario 2:

Softwareentwicklung „from scratch“ für zentrale Informationsbereitstellung

Bei Bedarf stellen wir auch ein komplettes Team, das mit Ihren Entwicklern führend zusammenarbeitet. Agile Umgebungen sind dabei kein Problem, wie dieses Projekt zeigt, das auticon seit 2019 bei einem deutschen Automobilkonzern umsetzt:

Aufgabe:

Entwickelt wird hier eine neue Softwareplattform für die Bereitstellung von Informationen und Fahrzeugdaten für die Werkstätten des Konzerns weltweit. Bislang wurden diese Informationen über ein 10 Jahre altes zentrales Freigabe- und Veröffentlichungssystem für fahrzeugrelevante Software im Bereich Diagnose und Softwareupdates bereitgestellt, das an seine Grenzen kommt. Ein Ausfall des Systems hätte zur Folge, dass weltweit keine Fahrzeugdaten mehr zur Verfügung stünden, auch sicherheitskritische Informationen nicht. Reparaturen, Kundendienste oder Ausbauten wären nicht mehr möglich.

Lösung:

auticon unterstützt hier mit einem kompletten Team, dessen Mitglieder gut aufeinander eingestellt sind und auch mit den Spezialisten des Auftraggebers hervorragend interagiert. Führend ist ein sehr erfahrener Senior Software-Architekt, der von bis zu drei Entwicklern und einem Testautomatisierer unterstützt wird. Die auticon-Spezialisten arbeiten beim Kunden in einem agilen Entwicklungsteam mit bis zu 10 Personen. Unser Software-Architekt hat hier mit enormem Weitblick agiert und eine innovative qualitativ hochwertige und zukunftsfähige Plattform entwickelt, die durch ihren modularen Aufbau skalierbar ist und einen langfristen Einsatz ermöglicht. Einzelne Teile können ausgetauscht werden, ohne dass das komplette System lahmgelegt wird. Stichworte sind hier Clean Code und Test-Driven Development: Durch die hohe Sorgfalt und Detailgenauigkeit der Autist*innen und ihren hohen Qualitätsanspruch auch im Bereich Testing und Testautomatisierung ist „schöner“, sauberer Code entstanden.

Sie suchen aktuell eine*n Entwickler*in?

Wir bieten Ihnen passend zu den beschriebenen Projekten unter anderem diese auticon-Spezialist*innen:

Java-Entwicklerin mit Automotive-Erfahrung und Liebe zu Big Data

Unsere Kollegin, die seit 2017 bei auticon ist, liebt die Arbeit mit großen Datenmengen, entwickelt gerne explizit robusten Code bzw. optimiert Legacy Code und ist stark in der Dokumentation. Java ist ihre bevorzugte Sprache, sie arbeitet sich aber auch schnell in andere Umgebungen ein und ist eine ausdrückliche Team-Playerin.

Ihre bisherigen Softwareentwicklungsprojekte bei auticon umfassen unter anderem gleich drei Aufträge bei Automotive-Konzernen:

  • Design und Implementierung eines DBLess-Backends für eine konfigurierbare Produktmanagement-Software
  • Entwicklung einer Anwendung zur Schnittstellenkapselung
  • Refactoring, Bugfixing und Implementierung von Change Requests für eine Anwendung zur Paketierung und Auslieferung von Fahrzeugsoftwarepakete
  • Softwareentwicklung im Produktionsbereich, Java-Entwicklung im agilen Umfeld

Weitere Branchenschwerpunkte sind Mobilfunk, Luftfahrt und Energie.

 

Für Projekte mit Big Data-Hintergrund sowie Erfahrung im Finanz- oder Versicherungswesen steht der folgende Kollege zur Verfügung:

Entwickler und Data Scientist mit Verständnis für Algorithmen und Datenstrukturen

Der Informatiker hat nicht nur umfassende Programmier-Skills und Erfahrung in der Datenanalyse, sondern auch hervorragende Problemlösungsfähigkeiten und ein kommunikatives und didaktisches Geschick, mit dem er sein großes Wissen verständlich und klar an andere weitergibt. Autist*innen gelten ja als schwierig in der sozialen Interaktion, der Kollege ist der Gegenbeweis hierfür!

Sein Erfahrungsschatz umfasst unter anderem:

  • Entwicklung eines Web Frontends zur Optimierung der Betriebsüberwachung einer Versicherung
  • Konzeption und Entwicklung einer ETL-Strecke für eine deutsche Förderbank
  • Entwickler in einem Projekt zur Konzeption und Umsetzung eines chemisch-technischen Knowledge-Management-Systems (Chemie-Konzern)
  • Migration und Erweiterung eines Portals zum Verkauf klassischer Automobile

Gerne schicken wir Ihnen die Profile dieser Mitarbeitenden und/oder weiterer Kolleg*innen zu und unterstützen Sie bei Ihren Projekten in der Softwareentwicklung. Details zu den Anwendungsbereichen finden Sie auch in unserem Bereich “Lösungen“.  Sprechen Sie uns an!

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