Die autistischen Mitarbeitenden bei auticon werden von Job Coaches unterstützt, die für ein Arbeitsumfeld sorgen, in dem Autist*innen ihr Potenzial voll ausschöpfen können. Die Job Coaches sind auf Autismus spezialisiert und haben in ihrer Arbeit die Inklusion und das Wohlbefinden der autistischen Mitarbeitenden zum Ziel. Sie passen Arbeitsplätze und Prozesse an, unterstützen die Teams unserer Kunden bei der Inklusion, informieren sie zum Thema Autismus am Arbeitsplatz und vermitteln bei Bedarf kommunikativ zwischen neurotypischen und neurodivergenten Teammitgliedern. Auch Unternehmen, die eigene autistische Mitarbeitende beschäftigen und sie besser unterstützen und inkludieren möchten, können unsere Job Coaches buchen. Servicepaket und Preis sind in unserer Broschüre zu den NIS beschrieben.
Unsere Job Coaches bereiten unsere IT-Expert*innen auf ein Projekt vor, indem sie ihnen die Unternehmenskultur vermitteln und sicherstellen, dass sie alles in ihrem Einsatz haben, was sie brauchen. Sie führen Briefings und Workshops zu Neurodiversität mit den Kundenteams durch, schaffen Verständnis für die Herausforderungen für Autist*innen im Job und helfen bei notwendigen Anpassungen, z. B. durch:
Unsere Job Coaches haben in der Regel einen Hintergrund in Bereichen wie Neurowissenschaften, Psychologie, Coaching, Sonderpädagogik und berufliche Rehabilitation oder verwandten Fachbereichen wie Ergotherapie mit Schwerpunkt auf Autismus.
Unsere Job Coaches bieten folgende Unterstützung an:
Es ist noch ein weiter Weg zur wirklichen Chancengleichheit am Arbeitsplatz für autistische Kolleg*innen. Das beginnt beim traditionellen Vorstellungsgespräch als erste Hürde und geht für die, die es tatsächlich in eine Anstellung geschafft haben, in ihrem Job weiter: Es trauen sich nur wenige, offen mit ihrem Autismus umzugehen und ihren Arbeitgeber um Unterstützung zu bitten. Die Folge: Nicht bedarfsgerecht ausgestattete Arbeitsplätze, nicht passende Kommunikationsstrukturen und Arbeitsprozesse und “Masking”, ein kräftezehrendes, sehr stressiges Verstellen und Verbergen der eigenen Bedürfnisse, um sich am Arbeitsplatz anzupassen, sich wie Nicht-Autist*innen zu verhalten und nicht “anzuecken”.
Wir machen einen Unterschied – intern bei unseren eigenen Kolleg*innen und durch externe Unterstützung wie die Job Caoching Services aus der NIS Suite auch bei Mitarbeitenden anderer Unternehmen.
Die Ergebnisse unseres jährlichen Impact Reports zeigen den positiven Effekt unseres Geschäftsmodells und der wertvollen Arbeit unserer Job Coaches auf die Autist*innen, die bei uns bei auticon arbeiten:
Daniela betreut seit Anfang 2020 die auticon IT-Spezialist*innen am Standort Frankfurt / Main und ist seit Anfang 2022 Head of Job Coaching. In ihre Arbeit fließen beruflichen Erfahrungen als Wirtschaftspsychologin und SCRUM Master sowie im Marketing und Sales ebenso ein wie ihre privaten Erfahrungen mit ihrem neurodivergenten Sohn. Zudem engagiert sie sich bei autinet, Netzwerk Arbeit & Autismus Rhein-Main, in dem viele Unternehmen organisiert sind, die das Thema Neurodiversität im Job unterstützen.
Die Aufgabe der Job Coaches sieht sie vor allem darin, den Autist*innen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, damit diese einen guten Job machen und ihr volles Potenzial entfalten können. Dabei ist es ihr wichtig, ihnen nicht alles abzunehmen: Was sie selbst erledigen können, sollen sie auch selbst erledigen. Bei auticon bekommen sie dafür durch die Unterstützung der Job Coaches die Sicherheit, eigene Entscheidungen treffen zu können und die Möglichkeit, neue Dinge dazu zu lernen.
„Ich sehe unsere Job Coach-Leistung als ein Ausbalancieren der verschiedenen Akteure. Wir bringen Kundenwünsche und Consultant-Bedürfnisse in Einklang. Wichtig ist mir dabei, dass wir uns alle auf Augenhöhe begegnen. So, wie sich manche unserer Consultants beim ‚Zwischen den Zeilen lesen‘ schwertun, so hätten die meisten unserer nicht-autistischen Mitarbeitenden Schwierigkeiten beim Code-Lesen. Wir alle bringen Stärken mit, die es gilt, gewinnbringend einzusetzen.“
Wie sieht ein typischer Tag in der Betreuung der autistischen Kollegen und Kolleginnen aus?
Mein Arbeitstag ist sehr abwechslungsreich und besteht aus vielen verschiedenen Meetings, die momentan weitestgehend remote stattfinden. Oft starte ich mit einem Austausch oder Coaching einzelner autistischen Kolleg*innen. Das könne bei Bedarf auch spontane Termine sein, wenn etwas geklärt werden muss und jemand im Projekt nicht weiterkommt. Mit dem oder der zuständigen Project Manager*in und dem oder der autistischen IT-Expert*in sowie manchmal auch mit Vertretern des Kunden wird gemeinsam besprochen, wie ein mögliches Hindernis beseitigt werden kann. Zusätzlich sind wir Job Coaches in viele ‘Sonderthemen’ involviert und arbeiten konstant daran, das Umfeld für unsere autistischen Berater so Autismus-freundlich wie möglich zu machen.
Viele Autisten und Autistinnen „maskieren“ sich im Job, um sich anzupassen. Das ist für sie aber sehr stressig und erschöpfend; sie sollten so sein können, wie sie sind. Welche Anzeichen für Maskierungsverhalten gibt es und wie können Arbeitgeber reagieren?
Meine Erfahrung ist, dass viele erwachsene Autisten und Autistinnen im Laufe ihres Lebens gelernt haben, sich zu maskieren, sozusagen als soziale Überlebensstrategie. Für Vorgesetzte ist es meines Erachtens schwierig bis unmöglich zu erkennen, wann jemand seinen Autismus maskiert. Sich zu maskieren ist kein Automatismus, sondern bewusstes Verhalten und dadurch sehr energieraubend. Arbeitgeber sollten eine Kultur fördern, in der alle Mitarbeitenden angenommen werden, wie sie sind, d.h. es sollte akzeptiert werden, wenn z.B. ein*e Autist*in keinen Augenkontakt hält oder nicht lächelt beim Sprechen etc. Dann muss er oder sie sich nicht maskieren. Sich nicht maskieren zu müssen fördert die Gesundheit.
Welche Ratschläge gibst du autistischen Kollegen und Kolleginnen, die durch Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder den Krieg in der Ukraine Stress und Ängste entwickeln?
Diese Themen sind sehr individuell und betreffen aus meiner Sicht nicht nur Autisten und Autistinnen. Auch nicht neurodivergenten Menschen machen solche Ereignisse Angst. Menschen, die dazu neigen, sich ständig informieren zu wollen, damit sie nichts verpassen, empfehle ich, das Medienverhalten zu kontrollieren, damit das Gehirn auch einmal zur Ruhe kommen kann. In Deutschland haben wir für alle Mitarbeiter*innen einen Workshop zum Umgang mit der Mediennutzung bei belastenden Themen angeboten. Da haben wir zum Beispiel empfohlen, nur zu festen Pausenzeiten die News zu kontrollieren, Push-News auszuschalten und vorm Schlafengehen keine Nachrichten mehr zu lesen.
Was machen Arbeitgeber deiner Meinung nach bei der Unterstützung autistischer Arbeitnehmer*innen falsch?
In erster Linie denke ich, dass ihnen das Wissen über Autismus und Neurodiversität fehlt. Oft kann man mit kleinen Veränderungen Arbeitsstrukturen Autismus-gerecht gestalten. Z.B. helfen ein strukturierter Tagesablauf mit genügend Zeitfenstern, um in den Flow zu kommen, und Meetings, die eine klare Agenda haben. Dieses Wissen vermitteln wir Job Coaches bei auticon unseren Kunden.
Was müssen Arbeitgeber über die Durchführung von Vorstellungsgesprächen mit neurodivergenten Menschen wissen?
Zunächst einmal sollten sich Arbeitgeber öffnen, jeden Bewerber und jede Bewerberin als Individuum zu betrachten und auch denen eine Chance geben, die keinen geradlinigen Lebenslauf vorzeigen können. In einem Vorstellungsgespräch mit Autist*innen sollten klare, eindeutige Fragen gestellt und erklärt werden, worauf man hinauswill. Oft verhalten sich Autist*innen in einem Vorstellungsgespräch nicht wie erwartet. Falls sie keinen Blickkontakt halten, ist es wichtig zu wissen, dass das kein Ausdruck mangelnden Interesses ist, sondern ihnen hilft, sich besser auf das Gespräch zu konzentrieren.
Wenn man mit Autist*innen Vorstellungsgespräche führt, sollte man wissen, dass sie sich selbst oft schlecht einschätzen können, ihre Fähigkeiten sehr nüchtern und sachlich darstellen und sich eher unter Wert verkaufen. Der auticon Recruiting-Prozess ist genau darauf abgestimmt, die „versteckten“ Fähigkeiten und Stärken zu finden, die sie uns nicht schildern.