Ein deutscher Automobilhersteller setzte Tester von auticon für extrem kritische Software ein. Ergebnis: Eine hochqualitative Umsetzung sowie Diversität und die Erfüllung von sozialen Kriterien innerhalb der Nachhaltigkeitsstrategie und der ESG-Anforderungen an die Lieferkette.
Die Akzeptanz von Elektromobilität hängt maßgeblich von der Performance und Qualität der Fahrzeuge ab. Die Softwareausstattung ist ein entscheidender Faktor hierfür, ihre Erstellung speziell im Bereich e-Mobility aber wesentlich aufwendiger als für Verbrenner-basierte Automobile. Oft fehlen den Herstellern, OEMs und Zulieferern aber die Fachkräfte zur Entwicklung dieser Lösungen. Unternehmen müssen in der Personalpolitik sowie der Auswahl der externen Dienstleister umdenken, um diese Lücken zu füllen, die richtigen Spezialisten für die Entwicklung innovativer und marktführender Produkte zu finden. Dazu kommt der Druck vom Gesetzgeber und aus der Gesellschaft, ESG-Kriterien zu erfüllen – auch in Bezug auf Lieferketten – und als Unternehmen nachhaltig sozial zu agieren und eine offene Kultur zu leben, in der Diversität selbstverständlich ist.
Ein deutscher Automobilkonzern entschied sich dafür, im Bereich Softwareentwicklung mit der auticon GmbH und ihren hochqualifizierten Testern zusammenzuarbeiten. Das Besondere daran: Es waren ausschließlich Autist*innen. Sie verfügen über ausgeprägte kognitive Fähigkeiten, durch die IT-Projekte mit hoher Qualität und Performance umgesetzt werden können. Ihnen fallen zum Beispiel fast automatisch verborgene Muster und Fehler auf, die Nicht-Autist*innen oft übersehen. Ihr Gedächtnis ist außergewöhnlich gut, sie können in kurzer Zeit viele neue Informationen aufnehmen und speichern und arbeiten sich deshalb sehr schnell in neue Projekte ein. Angesichts dieser Stärken und der vom Brancheverband BITKOM(1) Ende des Jahres 2022 gemeldeten 137.000 offenen IT-Stellen erscheint es daher nahezu absurd, das Potenzial von Autist*innen nicht zu nutzen.
Start der Zusammenarbeit war ein Projekt zur Entwicklung einer hochmodernen sicherheits-relevanten Software für die Regelung der Fahrdynamik, die die strengen Standards der ISO 26262 Norm erfüllen muss. Laufende Unittests sind hierbei unerlässlich – doch genau für diese wichtige Aufgabe fehlten intern die Ressourcen. auticon unterstützte dieses Projekt mit vier Software-Tester*innen.
Fachkräfte mit besonderen Fähigkeiten
auticon hat sein Geschäftsmodell so gestaltet, dass die Autist*innen optimal gefördert werden, ihre Fähigkeiten voll einbringen und in die Projektteams der Auftraggeber integriert sind. Ausgebildete Job Coaches unterstützen die Kommunikation zwischen Autist*innen und Nicht-Autist*innen und sorgen für Anpassungen der Arbeitsplätze. Projektleiter*innen unterstützen fachlich und gewährleisten eine reibungslose Umsetzung der Services. Am Beginn jeder Zusammenarbeit werden die Teams der Auftraggeber über Autismus informiert und lernen die auticon-Mitarbeiter*innen kennen. So verlief es auch bei diesem Projekt, bei dem die vier auticon Spezialist*innen ein 15-köpfiges Team des Automobilherstellers verstärkten. Viele Teammitglieder hatten noch keine Erfahrung im Umgang mit Autist*innen, einige wussten aber schon, dass sie „in allem sehr genau sind“ und mit dieser Eigenschaft quasi prädestiniert für die Tests der sicherheitskritischen Software waren.
Vor dem Start erhielt das Team ein Briefing durch die verantwortlichen auticon Job Coaches und Projektmanager, die sie über Autismus allgemein und die speziellen Bedürfnisse ihrer Kolleg*innen auf Zeit aufklärten. Da der Großteil ihrer Aufgaben remote ausgeführt werden konnten, arbeiteten die Autist*innen im Berliner auticon-Büro, wo sie eine an sie angepasste Arbeitsumgebung sowie Projektmanager und Job Coaches vor Ort haben – eine Anpassung von Arbeitsplätzen beim Kunden vor Ort war also nicht nötig. Durch regelmäßige Absprachen und Reviews sowie persönliche Treffen lernten sie die Mitglieder des Projektteams dennoch gut kennen, und die Arbeitsergebnisse sprachen für sich: Das ganze Team war begeistert von den Leistungen und von der Verbesserung der Arbeitsweise im Projekt, die aus dem strukturierten Vorgehen der Autist*innen resultierte.
„Sie haben einen sehr hohen Anspruch an sich und arbeiten extrem genau. Sie wollen sich nicht profilieren oder mit Kolleg*innen konkurrieren, sondern sind objektiv, sachlich und ehrlich. Sie brauchen eine klare Struktur und Kommunikation – doch das kommt auch dem Rest des Teams zugute. Und sie betrachten Problemstellungen auch einmal aus einer ganz neuen Perspektive und finden durch ihr laterales Denken Lösungen, auf die die Projektteams alleine nie gekommen wären.“
Wir waren beeindruckt davon, wie schnell sich die auticon-Mitarbeiter in die sehr komplexe Materie einarbeiteten, die Anforderungen an die sicherheitskritischen Unit Tests verstanden, auch bezogen auf die Erfüllung der ISO 26262 Norm, und mit welcher Detailgenauigkeit sie vorgingen. Dadurch haben wir schnell das Vertrauen aufgebaut, sie die Sourcecode Reviews der QM-Komponente durchführen zu lassen. — Projektleiter
Die Zusammenarbeit in diesem ersten Projekt dauerte rund zwei Jahre, bis die Software ausgereift war und der Bedarf an Tests sank. Das gesamte Team war mit den Leistungen der auticon-Mitarbeiter aber so zufrieden, dass auticon für ein weiteres wichtiges und innovatives Zukunftsprojekt beauftragt wurde: Die Unterstützung der Entwicklung einer sicherheitsrelevanten Software im Bereich des Hochvoltlademanagements von Elektrofahrzeugen durch Unit Tests – angesichts des harten Konkurrenzkampfes im Markt für e-Mobility ein Projekt mit hoher Priorität für den Automobilkonzern.
Gelungene Inklusion führt zu Folgeprojekt
Auch hier überzeugten die Autisten mit ihren besonderen Fähigkeiten, ihrer Genauigkeit, Sorgfalt und der Performance beim Testing. Ihre Kollegen aus dem Team des Auftraggebers machten die positive Erfahrung der Zusammenarbeit mit Autisten und lernten die Vorteile einer gemischten Projektgruppe schätzen.
Wegen der Corona-Pandemie arbeiteten die auticon-Mitarbeiter*innen auch in diesem Projekt aus dem Home Office heraus, hielten aber ständigen Kontakt zu ihren Kolleg*innen und trafen sich virtuell in wöchentlichen Meetings zur fachlichen Absprache. So konnte nicht nur die hohe Qualität bei der Softwareentwicklung gehalten werden, sondern es wurde trotz Kontaktbeschränkungen auch der gewünschte Effekt der Inklusion erreicht: Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Autist*innen und Nicht-Autist*innen in einem neurodiversen Team.
Der Kundennutzen:
(1) Quelle: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Deutschland-fehlen-137000-IT-Fachkraefte